Das Märchen „Die sieben Raben“ der Gebrüder Grimm spielt im Original zeitlos an irgendeinem Ort, der nicht benannt ist. Doch die Mittelstufentheater AG machte aus dem Kindermärchen auf künstlerische Weise ein modernes Schauspiel. Die Theatergruppe unter der Leitung von Frau Koblin, führte das Stück am 24. und 25.2.2004 jeweils mit unterschiedlichen Besetzungen auf. Die Grundgeschichte blieb erhalten, ein Junge sucht seine von den Eltern weggejagten, sieben Schwestern. Doch nicht irgendwann und irgendwo, sondern in der Stadt, in der die Brüder Grimm auch einige Zeit lebten. Das Schauspiel spielt in Kassel in heutiger Zeit. So trifft man während des Schauspiels auf Orte wie „Am Stern“ oder den „Kulturbahnhof‘. Die Hauptfigur Florian sucht in unterschiedlichsten Läden und Geschäften wie z. B. im Sonnenstudio, in der Disko oder in einer Boutique. Auch moderne Aussprüche wie. „Hast‘ te mal nen Euro?“ bringen Witz und Pepp in das Stück. Während die Hauptfigur im Märchen der Brüder Grimm auf Menschen älterer Generationen trifft, begegnen Florian im Stück des Mittelstufentheaters auf Polizisten oder auf einen Jungen der Skateboard fährt.
Die Charaktere der unterschiedlichen Rollen wurden gut und realistisch gespielt. So gab es Schwestern, die sich freuten ihren Bruder Florian wieder zu sehen und andere, die mit ihm überhaupt nichts mehr zu tun haben
wollten. Dieser Streit ließ den Zuschauer bis zum Schluss hoffen, ob die Familie wirklich wieder zusammen kommt. Doch die Zuhörer kannten natürlich die Geschichte schon zum größten Teil, oder zu mindestens wussten die meisten, dass ein Märchen immer gut endet. Das hat die Theatergruppe offensichtlich geahnt und nach dem Ende des Stückes noch eine zweites Finale angefügt, dass selbst erfunden wurde. Denn die jungen Schauspieler fanden, dass das Ende unrealistisch von den Gebrüder Grimm geschrieben wurde. „Wieso sollten die sieben Schwestern, wieder zu den Eltern zurück kehren, die sie weggejagt hatten?“, fragte sich die jungen Schauspieler und ließen das Theaterstück in einem Familiendrama enden. Das Happy End fiel weg. Die meisten Schwestern haben ihren Eltern nicht verziehen und die Familie kam nicht mehr zusammen. Mit Tränen, schockierten Gesichtern und zornigen Blicken fiel der Vorhang ein zweites mal, unter lautem Applaus des Publikums.
Es ist erstaunlich, dass die Theatergruppe, sich das Märchen so umdenken , die Texte selber schreiben und dann noch so fabelhaft aufführen konnte.
Dieses Schauspiel lässt schon gespannt auf das nächst Projekt der Mittelstufen AG hoffen. Denn welch ein Spiel, dass gut gefiel!