Vom 31.08. bis 04.09.2011 nahmen fünf Schüler aus der Jahrgangsstufe 13 der Engelsburg die Chance wahr, mit 60 anderen Teilnehmern aus ganz Europa in Wiesbaden über aktuelle Themen zur Integration zu diskutieren. Maximilian Benderoth, Steffen Hermann, Tobias Pingel, Juhani Plümacher und Benedikt Reidick reisten auf Einladung des Europäischen Jugendparlaments (EYP) von Kassel nach Südhessen, um erleben zu dürfen, wie sich das Leben als Politiker darstellt.
Alles begann im März dieses Jahres, als sich die Gruppe aus dem Politik und Wirtschafts-Leistungskurs von Herrn Goebel-Pflug entschloss, an einer nationalen Sitzung im mecklenburgischen Schwerin teilnehmen zu wollen. Ehrgeizig wurde das Projekt angegangen. Der Gruppe wurde als Teilnehmer im Auswahlverfahren von den Veranstaltern die Aufgabe gestellt eine Resolution zum Thema Integration zu verfassen. Dafür mussten Lösungsvorschläge entwickelt werden, welche aktuelle Integrationsprobleme in Europa lösen sollten. Die Qualität der Resolution sollte über die Zulassung entscheiden. EYP-Sitzungen sind heißbegehrt und die Anzahl der Bewerber ist generell hoch. Nach der Nachricht aus Brüssel, die Teilnahme hauchdünn verpasst zu haben, erfolgte die Einladung nach Wiesbaden, wo man sich mit einer ähnlichen Thematik befassen könne. Nach kurzer Überlegung sagte unsere Kasseler Delegation zu und die Planungen für Wiesbaden wurden in die Wege geleitet.
Am Mittwoch, den 31.08. war es nun soweit und das Abenteuer Europa begann um kurz nach acht Uhr morgens am Kasseler Hauptbahnhof. Guter Dinge machten sich die fünf Oberstufenschüler mit der Regionalbahn auf in den Taunus. Nach der Ankunft gegen 12:30 Uhr startete das Check-in in der Wiesbadener Jugendherberge. Hier wurden die nächsten fünf Tage verbracht. Anschließend erfolgte eine Begrüßungsrunde. Von einem reichhaltigen Mittagessen gut gestärkt, fand nun das Team-Building in den jeweiligen Ausschüssen statt, deren Mitglieder bereits vor Antritt der Reise festgelegt waren. Am Abend stand das sogenannte „EuroVillage“ auf dem Plan. Dafür hatte jede/r Delegierte/r aus seinem Heimatland etwas Landestypisches zum Essen und Trinken mitgebracht, um es mit den anderen zu teilen. Danach feierte man zusammen mit allen Delegierten sowie den Offiziellen die Welcome Party, bei der sich nach dem einen oder anderen Bier alle etwas besser kennen gelernt haben .
Nach kurzer Nacht erfolgte bereits um 7:00 Uhr der obligatorische „Wake-up-Call“. Um 08:30 Uhr begann das sogenannte „Committee Work“, also die Arbeit über ein bestimmtes Thema im Bereich Integration, das bis 19:00 Uhr andauerte. Nach diesem wirklich harten Tag sollte jeder der fünf Ausschüsse eine schlagfertige Resolution aufbieten können, damit es am Freitag nach der Abstimmung im hessischen Landtag heißen konnte: „Congratulations! Your resolution has passed!“. Dafür wurden natürlich keine Anstrengungen gescheut und selbst nach dem OpenStage-Abend, bei der einige Teilnehmer ihre Talente zeigen konnten, wurde noch bis ins frühe Morgengrauen gearbeitet. Man wollte es ja den anderen Ausschüssen so schwer wie möglich machen und durch „Attack speeches“ am Rednerpult die Zuhörer auf seine Seite ziehen.
Der Höhepunkt folgte am Freitag mit der Versammlung im hessischen Landtag zu Wiesbaden und den geplanten fünf Debatten. Die fünf Nordhessen hatten dabei das für Normalbürger wohl einmalige Privileg, den Landtag durch den Haupteingang betreten und über einen roten Teppich in die Eingangshalle gehen zu dürfen. Nachdem bereits die erste Resolution nur hauchdünn verabschiedet wurde, kam der zweite Ausschuss „Gender equality“ mit seinem Entwurf unter die Räder. Etliche Reden wurden gehalten, um die Zuhörer zur Ablehnung der Resolution zu bewegen. Dass dies gelang, spiegelte sich im eindeutigen Ergebnis wieder: Nur 16 von 54 Delegierten stimmten für die Resolution.
Die kurze Mittagspause wurde für einen Sektempfang einschließlich Buffet bei Wiesbadens Oberbürgermeister genutzt. Aber selbst für solch einen Anlass blieb wenig Zeit, denn die drei letzten Debatten sollten heute noch im Landtag geführt werden. Die sich einstellende Müdigkeit und der Schlafmangel der Delegierten machten sich mehr und mehr bemerkbar, der Hitzigkeit der Diskussionen taten sie aber keinen Abriss. Zwei der drei letzten Resolutionen wurden schließlich verabschiedet, die vorletzte sogar mit einer überwältigenden Mehrheit von 45 zu neun Stimmen. Nach einem anstrengenden Tag ließ man den Abend mit einem angemessenen Essen in diversen Wiesbadener Restaurants ausklingen, bei dem jeder Ausschuss noch einmal seine Erfahrungen und Erlebnisse untereinander austauschen konnte.
Für Erholung blieb aber keine Zeit, denn man wollte in dieser Session natürlich nicht nur theoretisch diskutieren, sondern seine Ideen auch in die Praxis umsetzen. Deshalb bekam jedes Komitee ein Projekt zugewiesen, das am Samstag durch ein neues Konzept entsprechend verbessert oder verändert werden sollte. Daran wurde bis zum frühen Nachmittag gearbeitet und man merkte schnell, dass die Umsetzung von Theorie in die Praxis nicht ganz einfach ist. Dennoch fand jeder Ausschuss seinen Schlüssel, um durch kreative Ideen die wohltätigen Projekte (u.a. „Don Bosco“, „Balu und Du“) zu unterstützen.
Der Samstagnachmittag stand ganz im Zeichen der Kultur und der Erkundung von Wiesbaden. Eine Fahrt mit der Nerobergbahn auf eine Anhöhe war ebenso beeindruckend wie die Besichtigung der größten orthodoxen Kirche in Europa außerhalb Russlands.
Am letzten Abend stand klar die Abschiedsparty im Vordergrund, für die die Organisatoren eine lokale Discothek angemietet haben. Bei dem einen oder anderen „guten Tröpfchen“ konnte man so in netter Gesellschaft die Woche Revue passieren lassen und natürlich auf dem Dancefloor seinen Spaß haben. Bis tief in die Nacht wurde gefeiert, bis gegen 03:30 Uhr morgens das Orga-Team mit einem smarten Lächeln auf den „Wake-up-Call“ um 07:00 Uhr verwies.
Am letzten Tag wurden noch einmal alle Ausschüsse zusammengerufen, um letzte Absprachen für die folgende Runde im Wiesbadener Stadtparlament zu treffen. Dort wollte man die Projektarbeiten vorstellen und den anderen Komitees seine Konzepte präsentieren. Fast durchweg konnten die Gruppen überzeugen und ein jeder wartet jetzt gespannt auf die Umsetzung in die Realität. Die Veranstaltung wurde an Ort und Stelle von einigen Reden begleitet und durch die „Closing Ceremony“ geschlossen.
Die Engelsburg-Schüler traten anschließend mit vielen Erfahrungen und neuen Bekanntschaften im Gepäck die Heimreise an. Ebenso seien neue Ideen für den PoWi-Unterricht gesammelt und auch das Englisch verbessert worden, da dies neben Französisch die offizielle Sprache im Europäischen Jugendparlament ist.