Nach Laura Wittich, die bereits vor einigen Wochen ihren „Jugend schreibt“ Artikel in der FAZ gedruckt sehen konnte, kann jetzt auch Antonia Mohr (16), ebenfalls aus dem PoWi LK von Frau Ohmes- Hapke, diesen Erfolg vorweisen:
Ihr Beitrag „Susila lächelt“ über eine nepalesische Reinigungskraft erschien am 20. September in der „Kleinen Zeitung“ der FAZ (in der ausschließlich von Jugendlichen geschriebene Reportagen gedruckt werden).
Und hier der Artikel von Antonia:
Susila lächelt. – Susila lebt in Chitwan in Nepal, ihre Heimatstadt ist Hetauda, ungefähr 200 Kilometer südlich von der Hauptstadt Kathmandu.
Sie arbeitet als Reinigungskraft und verdient 2000 Rupien, umgerechnet 20 Euro im Monat, eine überdurchschnittliche Bezahlung für nepalesische
Verhältnisse. Ihr Zuhause erinnert eher an eine Garage.
In Deutschland würde man auf den 10 Quadratmetern Fahrräder unterstellen, vielleicht auch Gartenmöbel. Doch Susila wohnt dort mit ihrer Familie.
Ihre Tochter lebt außerhalb von Hetauda, sie ist verheiratet und hat zwei Kinder. Ein Schrank steht in der Ecke, eine Kochnische ist neben der
Tür, das kleine Fenster ist mit Pappe zugeklebt.
Es ist dunkel. Das Haus steht auf dem Grundstück einer wohlhabenderen Familie. Ihr Haus ist ein Palast im Vergleich zu Susilas.
Die Toilette ist ein Bretterverschlag mit einem tiefen Loch in einer Ecke des Gartens, sie wird von beiden Familien genutzt.
Seit 2010 ist Susila mit ihrer Familie viermal umgezogen, da ihnen das Haus gekündigt wurde oder die Fahrtkosten in die Stadt zu teuer wurden.
Es ist Dasain, ein hoher nepalesischer Feiertag. Susila serviert das Essen; Milchreis, gebratene Bohnen und eine Art Spinat.
Susilas Mann kann nicht arbeiten, er hat Lungen- und Herzprobleme sowie eine starke Sehbeeinträchtigung.
Sie selbst hat Schwierigkeiten mit ihrem Immunsystem, ist oft erkältet, hat möglicherweise auch eine Zyste im Unterleib. Geld für eine Operation ist nicht da, deswegen nimmt sie Medikamente.
Wie alt genau sie ist, weiß sie nicht, ungefähr Mitte 50, doch tiefe Falten um ihre Augen lassen sie älter wirken.
Ihre Söhne tragen zum mageren Einkommen bei. Eigentlich sollte der ältere studieren, doch dann heiratete er, ist mittlerweile geschieden und
arbeitet in wechselnden Stellen, mal als Nachtwächter, als Verkäufer oder als Fahrer.
Der andere hat Zwillinge bekommen und arbeitet im Nahen Osten, um die Familie von dort aus zu unterstützen.
Susila pendelt von der 60 Kilometer entfernten Stadt Chitwan zur Arbeit nach Hetauda. Die Familie ist umgezogen, weil in Chitwan die Lebenshaltungskosten niedriger sind und die dort wohnenden Angehörigen der Schwiegertochter sie zusätzlich unterstützen.
Es ist in Nepal nicht üblich, nach dem Essen lange beisammen zu sitzen. Deswegen wird jetzt von irgendwo Musik gespielt, fröhliche, nepalische Musik, die
den Fuß mit wippen lässt. Susila fängt an zu tanzen, dreht sich im Takt, ihre Hüften kreisen, die Finger formen sich anmutig zu Zeichen.
Und während Susila tanzt, sind ihre täglichen Sorgen für den Moment vergessen.