Vom 18. – 24.10.2015 fand zum 12. Male der Austausch zwischen dem Gymnazium Reckovice in Brünn/Tschechien und dem Engelsburg-Gymnasium in Kassel statt. Hier einige Eindrücke unserer Schüler, die im Zug von
Brünn nach Prag entstanden:
– Ich fand die Woche den absoluten Hammer! Wir haben viel erlebt und ich glaube, jeder war mit seiner Gastfamilie mehr als zufrieden.
– Brünn ist eine wunderschöne Stadt mit vielen alten Häusern.
– An einem Tag hat uns die Tropfsteinhöhle im Mährischen Karst außerordentlich beeindruckt.
Auch das Mendelmuseum ( Mendel= Vater der Genetik) war sehr interessant.
– Das Essen spielt in Tschechien eine große Rolle!
– Als erstes bekamen wir eine Führung durch die Schule. Anschließend erklärte uns ein Lehrer
im Schulgarten ein paar Experimente, die die Physik leichter begreiflich machen.
– Der Deutschlehrer zeigte uns die Sehenswürdigkeiten der Stadt, nämlich die Peter- und Pauls-
Kathedrale, den Parnassbrunnen (mit Herkules!) auf dem Krautmarkt und den Spielberg.
– Die ersten Tage waren noch etwas schwer, denn man kam mit der Sprache nicht so hin, auch mit der Umgebung war es nicht ganz klar. Doch von Tag zu Tag wurde es viel besser und man fühlte sich fast schon wie zu Hause.
– Nachmittags haben wir Aktivitäten mit unseren Austauschschülern gemacht: Laser Game, Paintball
oder 5-D-Kino erfreuten sich sehr großer Beliebtheit…
– Wir freuen uns auf den Besuch unserer neuen tschechischen Freunde!
Klara-Maria Bremer, Jana Dietrich, Christina Rode, Jochan Brede,
Tristan Brechtken, Amelie Breslein, Theresa
Gabriel, Jette Hollmann, Alina Richter, Charlotte Weinmeister, Inga
Tillmann, Hajnulka Adam
Cordula Finke-Hölzl, Melanie Heczko, Sophie Wieleba begleiteten
die sympathische Gruppe.
Dem Austausch ging ein Briefwechsel zwischen Cordula Finke-Hölzl und Petr Vokřál, dem Oberbürgermeister der Stadt Brünn, voraus:
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Vokral,
erlauben Sie mir, dass ich als jahrelange Besucherin und Freundin Ihrer schönen Stadt das Wort an Sie richte. Meine Heimat und die meiner Eltern liegt nicht in Brünn, aber der regelmäßige Schüleraustausch unseres Engelsburg-Gymnasiums in Kassel mit dem Gymnasium in Reckovice hat mir Brünn zu einer zweiten Heimat werden lassen, ich habe dort Freunde gefunden. Umso mehr hat es mich berührt, über die Medien in Deutschland davon zu erfahren, dass Brünner Bürger und Verantwortungsträger der bisher weitgehend verdrängten traurigen Ereignisse vom Mai 1945 gedacht haben, insbesondere des Todesmarsches, bei dem viele Deutsche ihr Leben verloren haben. Viele Menschen hier in Kassel haben dabei mit Respekt und Dankbarkeit auch Ihre Teilnahme an den Gedenkveranstaltungen wahrgenommen. Das gilt insbesondere auch für viele Eltern und Schüler unseres katholischen Engelsburg – Gymnasiums, zumal unser seit über 20 Jahren andauernder Austausch mit jungen Menschen Ihrer schönen Stadt das Vertrauen und die Zuneigung untereinander hat wachsen lassen.
Wir werden unsere Besuchsreihe in unseren Herbstferien in der zweiten Oktoberhälfte weiter fortsetzen und freuen uns darauf, mit unseren Schülern wieder nach Brünn zu kommen und dabei auch dank Ihres bemerkenswerten Vorbildes offen über die tschechisch-deutsche Geschichte sprechen zu können.
Mit freundlichen Grüßen
Cordula Finke-Hölzl
Sehr geehrte Frau Finke-Hölzl,
gestatten Sie mir, dass ich mich bei Ihnen für Ihren Brief bedanke, in dem sie als Besucherin und Freundin unserer Stadt schätzen, dass Brünn im Rahmen des 70. Jahrestages der Beendigung des Zweiten Weltkrieges auch eine der traurigen Kapitel der Geschichte gedenkt, welche die gewaltsame Nachkriegsvertreibung der deutschen Bevölkerung war, und sein Trauer über Opfer ausgedrückt hat.
In Ihrem Brief erwähnen Sie auch, dass viele Menschen in Kassel, einschließlich der Eltern und Schüller des katholischen Engelsburg – Gymnasiums, mit Respekt und Dankbarkeit meine Teilnahme an Gedenkveranstaltungen wahrgenommen haben. Darüber freue ich mich sehr und ich möchte hervorheben, dass ich meine Teilnahme an hier erwähnten Veranstaltungen für selbstverständlich halte, aber ich will mir nicht übermäßige Verdienste zuschreiben.
Ich habe die Ehre, an der Spitze der modernen und offenen Stadt des 21. Jahrhunderts stehen, die kritisch ihre Geschichte reflektiert. Aus diesem Grund entschieden sich die Vertreter der Stadt Brünn bei Unterstützung des Großteils hiesiger Bewohner sämtliche während des Krieges und kurz danach begangenen Verbrechen zu verurteilen, Trauer über Leiden der Opfer auszudrücken und sie zu ehren. Diese tat sie mittels Deklaration zur Versöhnung,Versöhnungswallfahrt und andererAktivitäten im Rahmen des Versöhnungsjahres.
In der Vergangenheit ist zwischen Tschechen und Deutschen viel Unrecht geschehen, das schweres Leid verursacht hat, dies kann niemand mehr ändern. Wenn ich aber Ihre warmen Worte darüber lese, dass Brünn zu Ihrer zweiten Heimat wurde, wo Sie Freunde gefunden haben, wohin Sie mit Ihren Schülern über 20 Jahre lang gern fahren und freundliche Beziehungen mit Schülern des Gymnasiums in Řečkovice pflegen, erfüllt es mich mit Freude und Optimismus. Daraus wird nämlich klar, dass unsere Nationen – besonders dann junge Leute – heutzutage schon längst einen Dialog führen und auch zusammenarbeiten und auf einer europäische Ebene zusammenleben. Ich glaube, dass es so auch in Zukunft bleibt.
Hochachtungsvoll
Petr Vokřál
Oberbürgermeister der Stadt Brünn