Wie jedes Jahr haben wir an der Engelsburg den Aschermittwoch mit ökumenischen Gottesdiensten für alle Jahrgangsstufen begangen und damit den Beginn der siebenwöchigen Fastenzeit eingeläutet. In dieser Zeit wollen wir auch in unserer Schulcaféteria ein Zeichen setzen. Für die Dauer der Fastenzeit wird dort mittags ausschließlich ein fleischloses Gericht angeboten. So können wir in unserem Alltag ausprobieren, ob wir aus der Selbstverständlichkeit, mit der wir sonst Fleisch verzehren, zu einem bewussteren Umgang mit unseren Lebensgrundlagen gelangen können. Um im Gespräch zu bleiben, ist in der Caféteria eine Tafel aufgestellt, auf der jeder seine Meinung dazu äußern kann.
Für viele Christinnen und Christen ist die Fastenzeit Anlass, ihr Handeln, ihren Lebensstil und ihre Gewohnheiten zu überdenken. Viele versuchen, für die nächsten Wochen etwas anders zu machen als sonst, indem sie z.B. auf genau die Dinge verzichten, die sonst selbstverständlich zum Lebensalltag gehören oder scheinbar unverzichtbare Gewohnheiten darstellen. Fasten und Verzicht haben im christlichen Sinn immer ein Ziel: Es soll uns selbst, unseren Mitmenschen und der Welt, in der und von der wir leben, dienen.
In diesem Sinne haben wir uns in den Aschemittwochgottesdiensten mit unserem Fleischkonsum auseinandergesetzt: Der Fleischkonsum, der bei uns üblich ist und als normaler Lebensstandard angesehen wird, geht in einer globalisierten Welt zu Lasten von Menschen und Natur auf anderen Kontinenten. Wenn wir Aschermittwoch als Tag, an dem wir uns unserer Endlichkeit, aber auch der Endlichkeit unserer Erde und ihrer Ressourcen bewusst werden, an dem wir nach unserer Verstrickung in Schuldzusammenhänge oder auch einfach nach unserer Verantwortung für diese Welt fragen, dann gerät damit sofort auch unser Konsumverhalten in den Blick.
Wir müssen dann den immensen Flächenverbrauch für die Nutztierhaltung sehen, der Menschen vor allem auf anderen Kontinenten die Lebensgrundlage (z.B. Äcker für den Anbau von Nahrungsmitteln) entzieht. Und wir müssen die sehr oft nicht artgerechte Haltung von Vieh dort sehen, wo möglichst billig viel Fleisch produziert werden soll. Auch die Schlachtviehtransporte durch halb Europa, die für die Tiere die Hölle sind, und auf denen viele von ihnen qualvoll verenden, kommen dann in den Blick. Als Konsumentinnen und Konsumenten bestimmen wir mit, ob und in welchem Ausmaß wir uns an der Ausbeutung von Menschen Tieren und Erde beteiligen.
Vielleicht werden wir feststellen, dass wir das Fleisch auf dem Teller nicht so sehr vermissen wie gedacht und dass eine vegetarische Ernährung uns richtig gut tut. Und vielleicht lernen wir die Nahrungsmittel, die wir bewusster zu uns nehmen, wieder neu schätzen, beginnen darauf zu achten, woher sie kommen und wie sie produziert werden. Verzichten, um eine neue Perspektive zu gewinnen, sensibel zu werden für andere, für uns selbst und die Kostbarkeit und Verletzlichkeit unserer Erde. Probieren wir das doch einmal in diesen Wochen!
Beate Wehn