Im Rahmen unseres Praktikums verbringen wir zwölf Tage mit der 8d des Engelsburg-Gymnasiums auf dem Gut Kragenhof gemeinsam mit dem Sozialpädagogen Jan Halm und der Klassenlehrerin Frau Möller-Merz. Nach einer sehr reibungslosen Fahrradtour durch sonniges Aprilwetter, bei der nur manchmal daran erinnert werden musste, auf welcher Straßenseite gefahren wird, erreichten wir das Gut gemeinsam mit den SchülerInnen, die wir in den folgenden Tagen kennenlernen würden. Zuerst stand die Zubereitung des Mittagessens auf dem Programm, welche ausnahmsweise von den Betreuern übernommen wurde, um den SchülerInnen Zeit zum Zimmerbeziehen und Ankommen zu geben.
Nach dem Essen wurden gemeinsam Ziele und Regeln für die bevorstehende gemeinsame Zeit festgelegt. Hierbei wurde besonderer Wert darauf gelegt, dass die SchülerInnen sich untereinander einigen und die Betreuer sich so weit wie möglich zurückziehen. Des Weiteren stellten die Projektleiter ihre Projekte vor, die sie in den folgenden Tagen mit den SchülerInnen durchführen wollten: Falk betreut einen Rap-Workshop, Clemens arbeitet in der Holzwerkstatt und Sascha bietet einen Siebdruckworkshop mit eigenen Motiven an. Der restliche Nachmittag wurde genutzt, um den Hof zu erkunden, Fußball und Volleyball zu spielen, sowie die Sonne zu genießen. Um die Verantwortung weitestgehend in die Hände der SchülerInnen zu legen wurden die Haushalts – und Küchenarbeiten schon ab dem ersten Abend von Ihnen selbst über-nommen, was die Betreuer beaufsichtigten. Der erste Tag wurde mit der Einwahl in die Workshops, einem Silentium und der anschließenden Bettruhe beendet.
Ab dem zweiten Tag stand Frühsport auf dem Plan, bei dem uns viele mehr oder weniger pünktliche Gesichter mäßig motiviert gegenüberstanden. Nichtsdestotrotz joggten wir 30 Minuten durch den Wald und bauten, um der Monotonie entgegenzuwirken, Teamsprintspiele ein. Diese stießen auf sehr geteilte Meinungen, wurden jedoch brav mitgemacht. Währenddessen bereitete der Frühstücksdienst ein ange-botsreiches Frühstück vor, um die Frühsportler auf die anstehenden Teamspiele zur Stärkung der Grup-pendynamik mit Jan und der hinzugekommenen zweiten Sozialpädagogin Saskia vorzubereiten. Dort lernten sie Henriette, das Huhn, kennen und suchten blind Tücher im Wald. Nach dem Mittagessen trafen sich die Gruppen erstmals in den Workshops. Die Holzgruppe begann mit einem Waldausflug zum Holz-suchen, im Rap-Workshop wurde wild „gebrainstormed“ und der Siebdruckworkshop begann mit einer Einführung in verschiedenste Zeichen, Stempel und Maltechniken. Das abendliche Silentium wurde diesmal von einer Saxophoneinlage von der Praktikantin Julie eingeläutet.
Die folgenden Tage verliefen nach einem ähnlichen Muster, wobei diverse Küchendesaster nicht weiter störten und bis auf 5-10 Minuten Verspätung und spontane Improvisationen keine bleibenden Schäden hinterließen. Leider erfreute sich das Kochen deutlich größerer Beliebtheit als der ebenso notwendige Abwasch für 34 Leute im Anschluss. Im Abendprogramm wurde Werwolf gespielt, Musik gemacht und Gruselgeschichten erzählt. Mit Ratespielen beschäftigt sich inzwischen die ganze Klasse und ständig kommt aus allen Ecken „Ich hab‘ jetzt die Robben!“, „Kennst du schon die Becher?“ oder „Habt ihr noch ein Rätsel?“. Am Donnerstag gab es ein ganz besonderes Abendprogramm, da die Feuerstelle endlich für ein gemütliches Lagerfeuer mit Stockbrot benutzt werden konnte. Am Freitagabend erlebten wir die SchülerInnen besonders brav, da unser Unterrichtsbesuch anstand, bei dem alle gut mitgearbeitet ha-ben.
Am Samstag durfte endlich bis halb 9 ausgeschlafen werden und die Vorbereitungen für den Ausflug nach Hannoversch Münden begannen. Bepackt mit Lunchpaketen und Kameras wanderten wir los nach Speele, um dort mit dem Zug eine Station zu fahren. Unterwegs mussten wir über Bäume klettern und beobachteten einen kleinen (leider nicht ganz so lebendigen) Feuersalamander und Kühe mit „Kuh-Babys“. In Hann. Münden führte Jan uns erst einmal schnurstracks zur Eisdiele, um seine Wettschulden mit der gesamten Klasse zu begleichen. Anschließend konnten sich alle in Dreiergruppen frei durch die Stadt bewegen oder auch nicht, da manche sich dazu entschlossen, sich einfach in der Fußgängerzone auf den Boden zu setzen. Ein Ausflug zum Stein, an dem „Fulda sich und Werra küssen“ durfte da natürlich nicht fehlen.
Gegen halb 5 machten wir uns auf den Rückweg und kamen ca. zwei Stunden später mit müden Beinen wieder auf dem Hof an und genossen Jans Linsensuppe – nach dem Rezept seiner Großmutter, also konnte sie nur gut sein.
Heute, am Sonntag, kam es endlich zu dem Gottesdienst, den die Klasse eigenständig geplant hatte und durchführte. Es war eine schöne Stimmung mit guter musikalischer Untermalung und kreativen Ideen.
Inzwischen hören wir beim Abwasch und beim Kochen immer seltener „Wo muss das hin?“ oder „Was soll ich jetzt machen?“. Mila, der Hund, hat schon eine große Fanbase und die ersten Songs, Vogelhäuschen und Siebdruckvorlagen sind fertig.
In der kommenden Woche erwarten uns und die SchülerInnen noch weitere köstliche, selbstgekochte Gerichte, spaßiger Frühsport, eine Abschlussparty und natürlich die Präsentation der Ergebnisse ihrer harten Arbeit in den Workshops. Wir freuen uns auf die restliche Zeit hier und sind gespannt, was uns noch erwartet.
Lukas Blumenstein und Julie Massolle