Wir waren zwar nur 25 Chaoten, als wir am 29.04. direkt nach der Schule mit Frau Apostel und Herrn Schäfer im Gepäck nach Berlin aufbrachen, doch auch 25 Chaoten reichten völlig aus, um beim Umstieg in Hannover für Verwirrung zu sorgen. Bei nur etwa zwei Minuten Umsteigezeit, einem Gleiswechsel und einem Abschlusspulli, der von den Gleisen gerettet werden musste, bin ich immer noch erstaunt, dass wir tatsächlich alle heil in Berlin angekommen sind. Aber wir sind ja schließlich keine Kindergartenkinder mehr (hüstel). Nachdem wir verfrüht am Berliner Hauptbahnhof angekommen waren (ja, es geschehen noch Zeichen und Wunder, selbst bei der Deutschen Bahn), das Hotel gefunden, unsere Koffer ausgepackt und einen Döner gegessen hatten, machten wir uns auf den Weg zum Reichstag, wo wir gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang die gläserne Kuppel betraten. Ein Anblick, der sich wirklich gelohnt hat.
Dann, als es dunkel wurde, gingen wir zum hell erleuchteten Brandenburger Tor, wo natürlich erstmal viele Fotos geschossen wurden. Zurück im Hotel hatten wir bis 23:00 Uhr Freizeit, danach fielen wir müde in unsere Betten.
Am nächsten Morgen fuhren wir nach dem Frühstück zur St. Hedwigs-Kathedrale. Dies war die erste Station einer Schnitzeljagd, die uns in den nächsten Tagen einmal durch die ganze Stadt führen sollte. An jeder Station gab es ein kleines Referat von je zwei Schülern, die das Gebäude oder den Platz kurz vorstellten, dazu gab es ein Rätsel, was uns dann zur nächsten Station führte. So konnten wir verschiedene Orte in Berlin und ihre Geschichte ein bisschen näher kennenlernen.
Nächster Punkt auf unserem Tagesplan: Die Besichtigung des Denkmals für die ermordeten Juden Europas. Das Denkmal fanden wir alle beeindruckend, vor allem die Mitte, wo die Stelen plötzlich immer größer wurden, bis es sich fast anfühlte, als stünde man in einem Labyrinth. Und auch das unterirdische Museum war sehr eindrucksvoll. Hier konnte man die letzten Briefe der inhaftierten Juden lesen und ihre Schicksale erfahren. Nach dem Museumsbesuch hatten wir drei Stunden Freizeit, bevor wir uns alle an der East Side Gallery wiedertrafen. Nachdem wir diese besichtigt, weitere Fotos geschossen und fast Herrn Schäfer an der Mauer verloren hätten, gingen wir alle gemeinsam im Restaurant ALEX essen.
Am dritten Tag machten wir mit den Schülerreferaten weiter. Danach besichtigten wir das Brandenburger Tor-Museum. Es war zwar nicht besonders groß, dafür wurde in einem Raum der an drei Wänden mit Bildschirmen ausgestattet war, ein Film über die Geschichte Berlins gezeigt. Durch die großen Bildschirme an allen drei Wänden vor uns wirkte der Film beinahe dreidimensional und lebensecht und war sehr beeindruckend und mitreißend. Ich glaube niemand aus der Klasse wird mir widersprechen, wenn ich behaupte, dass jeder mindestens einmal Gänsehaut hatte. Nach dem Museum hatten wir erst einmal etwa zweieinhalb Stunden Freizeit, bis wir uns zu den letzten Schülerreferaten wieder trafen und schließlich gemeinsam zum Berlin Dungeon oder zum Ägyptischen Museum aufbrachen. Im Dungeon war es gleichermaßen gruselig wie lustig. Dadurch, dass wir in die Szenen miteinbezogen wurden, waren wir manchmal angeklagte Hexen, Opfer in einem Gruselhaus oder Fashionkiller. Im Ägyptischen Museum konnten wir die Büste von Nofretete und weitere antike Schätze bewundern.
Wir trafen uns alle in einer Pizzeria wieder, wo wir gemeinsam aßen, bevor wir zum Deutschen Theater aufbrachen. Das Stück, in das wir gingen, war „1984“ von George Orwell. Vor dem Stückbeginn bekamen wir eine dreißigminütige Einführung, aber auch die konnte uns nicht auf das vorbereiten, was wir zu sehen bekamen: Modern ist ein schönes Wort um verwirrendes, seltsames und verstörendes Theater zu beschreiben. Wenn man in der ersten Hälfte des Stücks noch das Gefühl hatte, die Geschichte zu verstehen, so war das spätestens in der zweiten Hälfte vorbei, wo sich die Schauspieler zunächst gefühlte zwanzig Minuten mit Kunstblut einschmierten, um dann singend durch und wortwörtlich über das Publikum zu krabbeln. So modern das Ganze war, die Musik, die zwischendurch live durch einen Sänger und seine Band gespielt wurde, war eigenwillig und ungewöhnlich, aber gut. Und obwohl das Stück verwirrend war, konnte man trotzdem über die Lächerlichkeit oder Merkwürdigkeit mancher Szenen lachen. Auch wenn diese Inszenierung von „1984“ uns nicht überzeugt hat, hier ein Kompliment an die Schauspieler: Respekt, dass ihr dieses Stück und euch selbst darin so ernst nehmen konntet.
Am letzten Tag besichtigten wir den Tränenpalast, der aber nicht ganz so toll war, wie wir es uns vorgestellt hatten. Danach hatten wir zwei Stunden Freizeit, bevor wir uns am Hotel wiedertrafen und gemeinsam zum Bahnhof gingen. Wir schafften es auch tatsächlich alle zurück nach Kassel (obwohl es bei manchen durchaus knapp war).
Diese Fahrt war definitiv ein krönender Abschluss für fast sechs Jahre gemeinsame Schulzeit und hat wieder einmal gezeigt: Wir mögen zwar hoffnungslose Chaoten sein, aber mit uns wird es bestimmt nie langweilig!
Chiara Baumgärtel (10b)