Seit über einer Woche gilt nun an unserer Schule der Ausnahmezustand – das schriftliche Abitur läuft wie geplant und hier ist die Stimung gut. Aber wie sieht es mit dem übrigen Unterricht aus? Wie kann man die Anforderung, dass das Lernen weitergehen soll, ohne Präsenzunterricht bewältigen werden? Hier steht die komplette Nchulgemeinschaft – Schülerinnen und Schüler, das Kollegium und natürlich auch die Eltern – vor einer gewaltigen Herausforderung.
Zu Beginn der letzten Woche hatten wir noch Schüler und Schülerinnen der Sek I in unserer Schule, die in ihren Klassenzimmern Arbeitsmaterial abholen konnten; aber nun muss das meiste digital ablaufen, zunächst nur in den Hauptfächern verpflichtend. Dass dies den Unterricht in der Schule, in dem es ja auch immer um lebendige Kommunikation, Interaktion und das soziale Miteinander geht, nicht eins zu eins ersetzen kann, ist klar. Aber wo vieles unmöglich wird, wird anderes möglich.
Vielleicht kann man die Unterbrechung von schulischen Lernroutinen auch als Chance sehen, mal ungewohntere Wege zu gehen. In vielen sprachlichen Fächern, z.B. Deutsch, bietet es sich an, die Schreibkompetenz zu verstärken und Hausarbeiten zu interessanten Themen schreiben zu lassen. Das geht in den Grundkursen der Sek II sogar als Klausurersatz und für manchen, der unter dem Zeitdruck bei Klausuren litt, kann dies sogar eine Chance sein. Auch die bereits vielfach von Kolleg*innen genutzte SchulCloud (auch bekannt als EdYou) erlebt einen noch intensiveren Nutzen (wenngleich der ungewohnt hohe gleichzeitige Zugriff die Technik mitunter an ihren Grenzen bringt) und wird gerne von Lehrerinnen und Lehrern der Sekundarstufe II zur Vernetzung und Kommunikation mit ihren Schülerinnen und Schülern genutzt.
Das weite Feld technischer Möglichkeiten einer Expedition gleich mit Mut und Tatkraft zu erkunden, haben sich dieser Tage jedoch nicht nur Lehrerinnen und Lehrer der Sek. II vorgenommen. Aus allen Jahrgängen und allen Fächern erreichen uns Nachrichten, die die Vielfalt digitalen Lernens unterstreichen, seien es Hinweise auf YouTube-Videos, die man selbst gedreht hat, Erklärfilme auch aus leeren Klassenräumen und heimischen Arbeitszimmern, die Einrichtung virtueller Klassenräume oder Plattformen zum Herunterladen von Material, Spielen, Umfragen, Vokabeltests – Anbieter wie padlet, OneDrive, Moodle, Quizlet usw. machen Abwechslung möglich. Anbieter von Schulfilmen, LernApps, Unterrichtsmaterial stellen ihr Material bis Ende April allen Nutzer*innen kostenfrei zur Verfügung. Heterogenes und individualisiertes Lernen sind plötzlich Realität.
Aber auch das herkömmliche Arbeitsblatt und Hinweise auf Schulbücher und Übungshefte werden verschickt und, so die Rückmeldung von Eltern und Schüler*innen, gerne genutzt. Wie in allen Dingen des Lebens, macht es die Mischung aus. Die Abstimmung der Lehrerinnen und Lehrer, die bei “Microsoft Teams” genauso stattfindet wie am Telefon, ist für diese Mischung von zentraler Bedeutung und wird daher von unserem Kollegium auch fleißig genutzt.
Bei aller Lust an der Herausforderung und das Nutzen dieser Möglichkeiten reicht jedoch schon eine Woche, um zu wissen: Ihr fehlt uns, liebe Schülerinnen und Schüler!!
Und wenn wir das zugrunde legen, was wir von Lehrerinnen und Lehrern hören, die manche von euch angerufen haben, um einmal mit euch zu sprechen, dann fehlen wir Lehrerinnen und Lehrer euch auch.
Daher freuen wir uns schon jetzt darauf, dass irgendwann auch wieder Normalität einkehren wird!
Dr. Monika Rack und Angela Reiss