Wie ist es, flüchten zu müssen? Sein Haus, seine Familie und sein ganzes Umfeld zurückzulassen? Und sein bisheriges Leben aufgeben zu müssen, obwohl man nichts Falsches getan hat?
Diese und viele weitere Fragen haben wir, die Schülerzeitungs-AG inklusive Frau Forys und Herrn Schmitz, am 8.06.2022 an Iryna Miller, einer aus der Ukraine geflüchteten Journalistin, gestellt. Dies fand in einer lockeren Gesprächsrunde via Teams statt, die von Herrn Sadrozinski vom WDR und Herrn Bayer von der Reportageschule in Reutlingen begleitet wurde.
Iryna Miller war Journalistin in der Ukraine, hatte einen guten Job, gutes Geld, ein Haus. Ihr Leben war, wie sie uns erzählte, sehr gut.
Sie und ihre Kinder konnten dann, als der Krieg in diesem Ausmaß begann, mithilfe einer Aktion der Reportageschule Reutlingen flüchten. Die Entscheidung, zu flüchten, sei keine leichte gewesen, jedoch stehen ihre Kinder für sie an erster Stelle, denen es hier psychisch nun deutlich besser gehe. Sie wohnt jetzt mit ihren beiden Söhnen in einem Wohnheim in Reutlingen. Ihr Mann musste in der Ukraine an der Front bleiben.
Wir haben hier einige der uns im Gedächtnis gebliebenen Aussagen aus dem Interview zusammengefasst:
Herr Bayer von der Reportageschule in Reutlingen war an Frau Millers Flucht beteiligt. Es hat lange gebraucht, diese Flucht zu organisieren. In einem vollgeladenen Bus mit Sachspenden für die Ukraine haben sich die Flüchtenden auf den Weg zur Grenze begeben. An der Grenze wurden die Spenden ausgeladen und die Ukrainer*innen im Bus zu uns nach Deutschland gebracht. Die Sanktionen gegen Russland hält Frau Miller nicht für ausreichend und daher auch nicht hilfreich. Sie glaubt, Putin werde dadurch nicht aufgehalten.
Auf Nachfrage entgegnet Frau Miller, dass für sie der Krieg vorhersehbar gewesen sei, da er in seinem Ursprung nicht erst jetzt entstanden sei, sondern schon mehrere Jahrzehnte vorhanden gewesen sei. Nun sei lediglich der Punkt der Eskalation erreicht worden.
Frau Miller gab Auskunft darüber, dass Wolodymyr Selenksyj (Präsident der Ukraine) nicht ihr Präsident sei. Sie habe ihn nicht gewählt und somit könne auch nur ein gewisser Grad der Unterstützung für ihn gewährleistet sein. Sollte die Ukraine jedoch siegreich aus diesem Krieg hervorgehen und sollte dies auf einem humanitären Weg geschehen, wird sie ihn als „ihren Präsidenten“ anerkennen und unterstützen.
Auf die Frage, ob Frau Miller zurück in die Ukraine gehen würde, bejaht sie dies, grenzt allerdings ein, dass sie erst abwarten wolle, bis ihre Kinder gut Deutsch gelernt haben und sich die Situation „abgekühlt“ habe. Ihr älterer, 15 Jahre alter Sohn wolle unbedingt in die Ukraine zurückkehren, um vorne an der Front für sein Land mitzukämpfen. Ihr jüngerer Sohn gehe in die dritte Klasse und sei schon gut in Deutschland angekommen.
Wir hoffen und wünschen Frau Miller natürlich weiterhin eine gute Zeit in Deutschland und, dass der Krieg schnell ein Ende findet, sodass sie und ihre Familie wieder zurückkehren können.
Anbei eine Möglichkeit zu spenden, um den Geflüchteten aus der Ukraine zu helfen:
IBAN DE20 1203 0000 1010 8172 76
oder PayPal: florian_bayer(at)gmx.at