Maja Ilisch liest aus ihrem kürzlich erschienen Kinderbuch Unten vor, das die Schüler:innen der Klassen 6 und 7 in ihren Bann zieht: Als Nevo das Treppenhaus in einem scheinbar unendlich großen Hochhaus hinabläuft, kann man eine Stecknadel in der Aula der Engelsburg fallen hören, denn nie zuvor wirkte ein Gebäude bedrohlicher.
Nevo, ein junges Mädchen, ist die Hauptfigur in Maja Ilischs „Unten“ und sucht nach ihrer Freundin Juma, die beim Versteckspiel in den Wäscheschacht gefallen ist. Fragwürdig ist, wie weit es tatsächlich nach unten geht und wohin Juma nun gefallen ist. Denn niemand scheint das gesamte Haus aufgrund seiner immensen Größe genau zu kennen. Hinzu kommt, dass die Erwachsenen die Existenz des verschwundenen Mädchens leugnen. So, als hätte es Juma nie gegeben.
Um Juma zu finden, arbeitete sich Nevo „Etage für Etage durch den Block Rosa, und mit jedem Stockwerk merkte sie die Nacht mehr. Nicht wegen ihrer eigenen Müdigkeit, aber weil es, je weiter sie nach unten kam, immer stiller und stiller wurde im Haus. Plötzlich begann sie, das Dröhnen der Waschmaschinen zu vermissen. Ihre eigenen Schritte hallten immer lauter, der eine Fuß klang anders als der andere, und das Geräusch, das ihr neuer Schuh machte, erschien ihr fremd und unheimlich, bis sie anfing, lieber auf einem Bein zu hüpfen.
Nicht die Leute, das Haus selbst schien zu schlafen.
Davon, dass dort so viele Menschen lebten, war nicht mehr viel zu merken – hinter keiner der Türen war irgendetwas zu hören, nirgends sickerte auch nur ein Lichtschein hindurch, und Nevo fühlte sich, als wäre sie der einzige Mensch auf der ganzen Welt.“ (Ilisch, Maja: Unten, S. 106)
Die Schüler:innen der Klasse 6b, die „Unten“ im Deutschunterricht mit Herrn Schmitz gelesen hatten, bauten Bühnenbilder einzelner Szenen nach, um die Leseatmosphäre visuell zu unterstützen. Nach einer kurzen Begrüßung stimmte die vierte Sinfonie, die abends durch die kratzenden Lautsprecher des Hochhauses in Ilischs „Unten“ schallt, auf das Leseerlebnis ein.
Nach der Lesung fand eine Fragerunde zu den Leerstellen im Buch statt, die Maja Ilisch zusammen mit der 6b diskutierte.