Marie Fräger berichtet über die Exkursion von Engelsburg-Schüler:innen am 6. Oktober zur Local Conference of Youth in München, der größten Jugend-Klimakonferenz Europas, die unter dem Motto 1 Planet. 1 Chance. 1 Konferenz stand.
„München, der 6. Oktober 2023. Eine kleine Gruppe von Engelsburgler:innen, angeführt durch Johannes, sucht den besten Weg zur Jugendherberge. Die ersten Leute, die auch zur LCOY wollten, hatten wir bereits im Zug beäugt. Sie sahen nett aus und nun ja, alternativ. Sie rieten uns immer rechtzeitig zur Essensausgabe zu gehen.
Wir luden das Gepäck ab. Bei Pizza am Steinstrand der Isar hingen wir dem Zuggespräch nach. Wie das Essen bei der LCOY wohl sein würde? Es war recht schattig und kühl, dafür hatten wir mitten in München ein Stück echter Natur gefunden. „20 €, wenn du da durch gehst“ Johannes traute sich nicht. Dafür übten wir alle Steine ditschen lassen, bis Herr Kurzenknabe dann endgültig zur LCOY wollte.
LCOY steht für “Local Conference of Youth”. Weil das aber recht sperrig klingt, stand auf den bunten Bändchen vom Check-In einfach nur #lcoygermany. Die Schlange bei der Anmeldung war lang, denn insgesamt haben sich knapp 1.500 junge Menschen für die Konferenz, die auf dem Gelände des Biomedizinischen Forschungszentrum der LMU München stattfand, angemeldet – den Beginn der ersten Workshoprunde hatten wir so verpasst. Da half nichts als warten. Wir versuchten uns die Zeit mit Kennenlernkärtchen zu vertreiben – „what is your purpose of being?“.
Das Klimawandelquiz beantworteten wir natürlich fehlerfrei, deswegen entwickelten wir unsere eigenen, Premium-Klimawandel-Engelsburg-Gymnasium-Fragen. Wir legten die Fragen später auch tatsächlich zur Beantwortung für andere aus.
Die ersten Eindrücke von Vorträgen und Workshops waren gemischt. Alle Teilnehmer:innen konnten aus einem breiten Angebot auswählen – die Qual der Wahl. Ich war Freitag so müde, dass ich, während ein Sprecher des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz die Grundlagen des Ausbaus der Windenergie erklärte, mehrfach einnickte. Unangenehmerweise merkte das wohl der Referent, der mich zunehmend verwirrt anschaute. Im großen Auditorium verfolgten einige von uns später eine Keynote von der Journalisten Elena Matera zur Frage, welche Verantwortung der Einzelne für den Klimawandel trägt und eine Podiumsdiskussion zum Thema Grüne Mobilität. Am Freitag verpassten wir leider das Abendprogramm, weil wir zum Einchecken rechtzeitig an der Jugendherberge sein mussten.
Samstag, Frühstück 7.30. Unausgeschlafen machten wir uns auf den Weg zum Sightseeing in München. Danach erwartete uns ein straffes Programm bei der LCOY. Vormittags schauten wir uns die große Parteienrunde mit Politiker:innen zum Stand deutschen Klimapolitik an, dann Essen, dann Gruppenfoto. Nachmittags hörten wir einer ehemaligen „Prinzessin von Preußen“ zum Thema Nachhaltigkeit in der Lieferkette in einer Welt im Wandel zu und verteilten uns in verschiedene Workshops. Abends haben wir erst bei einem Science Slam etwas über Neutrinos gelernt (das sind sehr kleine, sehr coole Teilchen) und dann hatte Herr Kurzenknabe seinen großen Auftritt: Der Modeexperte „Retep Kurzenknabe“ hat beim PowerPoint-Karaoke die Entstehung von Pullundern erklärt.
Nach dem Abendprogramm haben wir trotz allgemeiner Müdigkeit eine Nachtwanderung zu Schloss Nymphenburg unternommen. Die letzten drei Kilometer Richtung Schloss verliefen sehr schleppend. Wir unterhielten uns über den neuesten spanischen Tiktok-Song und den komischen Schwaben auf der LCOY. Das Schloss kam und kam nicht näher, trotzdem waren wir wild entschlossen nicht umzukehren. Herr Kurzenknabe behauptete, es einmal schön beleuchtet gesehen zu haben. Falls Schloss Nymphenburg je schön beleuchtet war, so nicht diesen Samstag. Die großen, weißen Gebäude waren sichtbar, aber von einem schönen Schloss sahen wir nicht viel. Es war einigermaßen dunkel. Aber wo wir schon die Wanderung auf uns genommen hatten, spazierten wir auch noch etwas auf der Schlossinsel herum. Danach flüchteten wir etwas frustriert aber dankbar endlich zurückzukönnen in die nächste Bahn zur Jugendherberge.
Sonntagmorgen hätte uns eigentlich ein Vortrag von Ricarda Lang erwartet, jedoch kamen die Jungs 40 min zu spät zum Frühstück, so dass wir statt zum Vortrag rechtzeitig zu den Publikumsfragen kamen. Danach gingen wir ins Kamingespräch mit Peter Altmaier, auch da hatten wir, wegen der zahlreichen Fragen und ausführlichen Antworten der Bundesvorsitzenden der Grünen, schon einen guten Teil verpasst. Das, was wir Sonntagmorgen gehört hatten, war aber recht interessant.
Dann aßen wir noch zu Mittag, bevor wir wieder nach Kassel aufbrachen. Das LCOY-Essen war insgesamt echt okay. Nur Linsen und Bohnen mieden wir am Ende…
Wir hatten ein sehr schönes, erfahrungsreiches Wochenende, haben viele interessante Gespräche mit spannenden Menschen geführt und planen nächstes Jahr wieder zur LCOY fahren. Dann geht es nach Berlin. Also alle ab 14 Jahren, rechtzeitige Anmeldung nicht vergessen!“
Marie Fräger
(Fotos: SMMP)