
50 Jahre Abitur am Engelsburg-Gymnasium: Ein Wiedersehen voller Erinnerungen und Gespräche über den Geist der 70er
Der Schulhof der Engelsburg füllte sich mit Stimmen, Lachen – und staunenden Blicken. Viele der Frauen, die sich an diesem Samstag Mitte September in Kassel trafen, hatten sich seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen. Ihr gemeinsames Band: das Abitur 1975.
„Du bist doch…?“ – solche Fragen hörte man oft, gefolgt von herzlichen Umarmungen. Manche hielten über all die Jahre Kontakt, andere standen sich an diesem Tag zum ersten Mal seit 50 Jahren wieder gegenüber.
Alte Geschichten, neue Gespräche
Bei Kaffee und Kuchen begrüßte der aktuelle Schulleiter Herr Prinz die Jubiläumsgäste. Auch drei Mitglieder des damaligen Lehrerinnenkollegiums waren gekommen: Sr. Maria Ignatia, Frau Noll und Frau Walters-Lenze. Erinnerungen wurden ausgetauscht: an gemeinsame Fahrten und Unternehmungen, an Lehrer und Lehrerinnen mit Ecken und Kanten, an Sommer auf dem Schulhof.
Nach dem Kaffeetrinken wurden gemeinsam die alten Räume inspiziert – soweit sie noch vorhanden sind. Gemeinsam schlenderte die Gruppe durch das Gebäude, das sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt hat.
Der Geist der 70er Jahre
„Wir wollten damals nicht einfach nur Abitur machen“, erinnerte sich eine der Teilnehmerinnen. „Wir wollten die Welt verändern.“ Dieser Geist war spürbar in den Gesprächen, in denen es immer wieder um den gesellschaftlichen Aufbruch jener Jahre ging. Viele der Absolventinnen bewegte damals die politische Lage, man diskutierte über Gleichberechtigung, Bildungsgerechtigkeit und neue Formen des Zusammenlebens. Auch die Schule selbst war im Wandel – offen für neue pädagogische Konzepte, zunehmend kritisch gegenüber starren Autoritäten.
„Das war eine Zeit, in der man Fragen stellen durfte – und sollte“, sagte eine Teilnehmerin. Eine ehemalige Lehrerin ergänzte: „Wir haben viel ausprobiert. Und wir hatten Schülerinnen, die das eingefordert haben.“
Alte Klassenfotos gingen herum, Adressen wurden ausgetauscht, Erinnerungen geteilt. Der Tag an der Engelsburg klang aus, die Gespräche wurden andernorts fortgesetzt – mit dem festen Vorsatz, nicht wieder 50 Jahre bis zum nächsten Treffen zu warten.
(Foto: SMMP)