Eine ganze Schule ist aufgrund eines historischen Jahrestages in Bewegung. Das hat es in dieser Form an der Engelsburg so noch nicht gegeben. Nach zahlreichen informativen Vorträgen, Filmen, Zeitzeugenbefragungen und auch vielen Spiel- und Quizrunden zum Thema „Geschichte der DDR“ lassen über 500 Schülerinnen und Schüler am Ende des Aktionstages Luftballons in Schwarz-Rot-Gold zu den Klängen der Nationalhymne steigen.
Der Fall der Mauer in Berlin vor 25 Jahren hatte die Fachschaft Geschichte veranlasst, seit November 2013 zielgerichtet für diesen Tag ein Konzept zu entwickeln, das alle Schüler und Lehrer beteiligt.
Die 5. und 6. Klassen erfuhren durch einen Beitrag der Reihe „Willi will‘s wissen“ altersgemäß, welche Rolle die Friedensdemos in Leipzig für den Wendeprozess in der DDR spielten. In einem sich anschließenden Stationenlernen festigten sie Grundwissen über die DDR. Spielerische Akzente setzen Quizrunden nach dem Format „1, 2 oder 3“.
Die Klassen 7 und 8 thematisierten die Umstände der Maueröffnung am 9.11. und erfuhren anhand von Zeitzeugenbefragungen, die Schüler der 9. Klassen in der Studienwoche vor den Herbstferien vorbereitet hatten, wie die Menschen die Nacht des Mauerfalls selbst erlebt haben. Spiel- und Quizrunden, die stark an die Sendung „Schlag den Raab“ erinnerten, boten unterhaltsame Aktionen, aber auch informative Beiträge z.B. über den Alltag der DDR-Bewohner. Hätten Sie etwa gewusst, dass die Wartezeit auf einen Trabi 13 Jahre gedauert hat?
Aus Greifswald hatte sich ein Zeitzeuge auf den Weg nach Kassel gemacht, der seine Jugendzeit Anfang der 70er in Jena verbrachte. Er erzählte den Schülern der 9. Klasse von seinem jugendlichen Protest, dem Verhalten der Jugendszene und den harten Reaktionen der SED-Regierung darauf.
Die Schülerinnen und Schüler der E-Phase setzten ebenfalls bei den Lebensumständen der Jugendlichen in der DDR an. Durch ein Studium ausgewählter Auszüge aus Akten der Staatssicherheit konnten sie sich ein eindrucksvolles Bild von den Unterdrückungsmöglichkeiten des Staates in den 80er Jahren machen.
Dass bislang ein Hinweis auf die Rolle der Lehrer an diesem Tag fehlt, ist kein Zufall. Alle Klassen von der 5 bis zur E-Phase wurden von Schülerinnen und Schüler der Q1 betreut. Sie hatten in den Wochen zuvor immer wieder Phasen des Unterrichts genutzt, um Konzepte für die anderen Klassen zu erstellen. Die Rolle der Lehrer lag an diesem Tag in der Begleitung ihrer Klassen und der Erledigung organisatorischer Aufgaben. Hier ist zum Schluss auch die Q3 zu erwähnen, ohne deren Hilfe keine Grillwürstchen hätten verkauft werden können, ohne die auch die Luftballons nicht mit Helium gefüllt worden wären und auch Bilder des Tages nicht zur Verfügung stünden.
Ein emotionaler Höhepunkt des Gedenk- und Mitmachtages war ab 13.15 Uhr die Choreographie der 7., 8. und 9. Klassen auf dem Basketballfeld. Angeleitet durch die Moderation des Vorsitzenden der Fachschaft Geschichte, Detlef Rosenbach, stellten sie verschiedene Stationen der deutschen Geschichte nach, von der Spaltung über den Mauerbau bis zur Maueröffnung 1989. Ein bewegender Moment der Inszenierung war das erfolgreiche Durchbrechen des Mauergürtels durch die der Schüler der 8. Klassen, die die protestierenden DDR-Bürger symbolisierten, der von den 9. Klassen gebildet worden war.
Schulleiter Dieter Sommer dankte am Ende allen Organisatoren und Unterstützern, die diesen Tag möglich gemacht haben. In diesen Dank eingeschlossen war auch die Kasseler Sparkasse, ohne die die Luftballonaktion nicht möglich gewesen wäre.
Auf den Abschluss des Tages warteten vor allem die Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Klassen. Auf ein Signal des Schulleiters Dieter Sommer stiegen um 13.35 Uhr parallel zum Erklingen der Nationalhymne 500 schwarz-rot-goldene Luftballons in die Höhe und erinnerten noch einmal an die Freude, die viele Deutsche in Ost und West am 9.11.1989 über den Fall der Mauer und die damit verbundene Freiheit für die DDR-Bürger empfanden.