Sozialleben hat Vorteile – beim Verteidigen von Nahrung, Schutz vor Feinden oder gemeinsamer Brutpflege. Das gilt für uns ebenso wie für unsere nächsten Verwandten, die nicht-menschlichen Primaten. Sozialleben hat aber auch Nachteile, weil Gruppengenossen wegen überlappender Interessen zugleich Konkurrenten sind. Allerdings lässt sich der Wettbewerb abmildern, indem wir andere mit Falschinformation füttern, um sie in unserem Interesse zu manipulieren. Beispiel falscher Alarm: Affen, die Konkurrenten durch fingierte Warnrufe zur Flucht verleiten, werden mehr Früchte essen. Im Gegenzug spielen Betrogene allerdings eigene Tricks aus.
Gehirne, die nicht nur täuschen können, sondern zugleich potente Lügendetektoren sind, gelten darum als wichtige Innovationen der Primatenevolution. Wer fremde Absichten durchschaut, vermag jedenfalls umso besser zu betrügen. Sich in andere mental hineinzuversetzen, ist jedoch nicht nur egoistisch. Vielmehr ermöglicht intelligentes Gedankenlesen auch effektiveres Zusammenarbeiten nach dem Motto „der wahre Egoist kooperiert“. Paradoxerweise hat Lügen deshalb zugleich Empathie und Mitgefühl begründet.
Volker Sommer ist Professor für Evolutionäre Anthropologie am University College London. Seit Jahrzehnten erforscht er das Verhalten wilder Primaten in Afrika und Asien und berät die UN als Menschenaffen-Experte. Einer breiten Öffentlichkeit ist der engagierte Naturschützer bekannt durch zahlreiche Medienauftritte sowie seine provokanten Bücher zu evolutionsbiologischen Themen.
Der Eintritt ist frei. Eine Spende für eines der Naturschutzprojekte des Referenten wäre willkommen.
Ansprechpartner für weitere Informationen: Dr. Heiner Schäfer (Schülerbibliothek EB)
