Mit großer Begeisterung aller Beteiligten und viel positiver Resonanz bei den Gästen haben wir heute unser 75-jähriges Jubiläum der Wiedereröffnung im Jahr 1947 gefeiert. Die ganze Schule widmete sich in verschiedenen Aktivitäten dem Thema Wiederaufbau der Engelsburg nach der Zerstörung Kassels und der Entwicklung der Schule bis heute. Vor allem durch die vielen Zeitzeugen, die nach langer Zeit unsere Schule wieder besuchten, wurde Geschichte für alle zu einem lebendigen Ereignis.
Die Sekundarstufe I beschäftigte sich in diversen Workshops mit den historischen Ereignissen und hatte Gelegenheit, mit vielen ehemaligen SchülerInnen und KollegInnen ins Gespräch zu kommen, die als Zeitzeugen die Klassen besuchten.
Parallel dazu fand in St. Familia ein Festakt statt, an dem die Sek II und auswärtige Gäste teilnahmen, darunter auch – als Ehrengäste – sechs SchülerInnen des ersten Engelsburgjahrgangs: Einschulung 1947.
Der Einführungsvortrag von Schulleiter Thorsten Prinz ordnete die Geschichte der Engelsburg in einen größeren bildungsgeschichtlichen Zusammenhang ein – vor allem im Hinblick auf das Thema Mädchen- bzw. Frauenbildung.
Oberbürgermeister Christian Geselle betonte in seinem Grußwort die wichtige Rolle, die die Engelsburg in der schwierigen Nachkriegszeit für die Stadt Kassel gespielt hat. Daran habe sich bis heute nichts geändert.
Nach einem Grußwort unseres Geschäftsführers Raphael Ittner entführte uns der Geschichts-LK der E2 (unter der Leitung von Detlef Rosenbach) mit einer kurzweiligen szenischen Zeitrevue in die Geschichte der Engelsburg.
Originaldokumente wurden vorgelesen, um die bürokratischen Hindernisse und dann endlich das Gelingen der Wiedereröffnung erlebbar zu machen. Besondere Heiterkeit erregte ein Sketch, in dem die alte Schulordnung zum Leben erweckt wurde. Wie sähe es wohl aus, wenn man diese heute durchsetzen wollte?
Unsere ehemalige Schulleiterin Sr. Ignatia tauchte dann nochmal tief ein in die Erinnerungen der Nonnen der ersten Stunde und zitierte aus erschütternden Dokumenten, die sowohl das Ausmaß von Leid und Zerstörung greifbar machten als auch die Hoffnung und den Mut zum Aufbruch.
Nach einem musikalischen Beitrag des Vororchesters gab es zum Abschluss ein lebhaftes Podiumsgespräch, in dem sich die Generationen begegneten: Zwei Ehemalige des ersten Jahrgangs – Angela Kozusnicek-Stengele und Ursula Göttlicher trafen auf die Oberstufenschülerinnen Gianna Rivera Genuit und Laura Volk, die viele Fragen hatte. Ebenfalls auf dem Podium: Sr. Ignatia und Angela Reiss (Moderation).
Wie war der Schulalltag damals? Der Unterricht? Das Abitur? Wurde ein sehr konservatives Frauenbild vermittelt oder begannen diese Selbstverständlichkeiten langsam aufzubrechen? Konnte man – als Schülerin einer reinen Mädchenschule – überhaupt in Kontakt zu männlichen Schülern kommen?
Die beiden Ehemaligen hatten – unterstützt von ihren Klassenkameradinnen aus dem Publikum – so viel zu erzählen, dass das Gespräch nach Abschluss des Festaktes noch fortgesetzt wurde, als alle hinüber gingen in die Schule. Hier fand sich die die ganze Schulgemeinschaft zusammen, um nach einer Stärkung in der Cafeteria bei fabelhaftem Wetter einen gemeinsamen Abschlussgottesdienst auf dem Schulhof zu feiern – ein schöner Abschluss eines gelungenen Tages.
Angela Reiss