Destanesh-Maria Misselwitz erreicht den dritten Platz beim SMMP Schulpreis für Engagement
Die heute 14-Jährige Destanesh-Maria Misselwitz kam mit drei Jahren aus einer von Wassermangel und Durst am stärksten betroffenen Regionen der Welt nach Deutschland. Geboren in Äthiopien faszinierte sie das kühle Nass aus dem Wasserhahn und im Schwimmbad in ihrer neuen Heimat ganz besonders. Inzwischen ist die Engelsburg-Schülerin ausgebildete Rettungsschwimmerin und gibt Kurse als Schwimmlehrerin. Gerne würde sie auch Kinder aus sozial benachteiligten Familien dazu einladen. Für ihre Initiative erhält sie den dritten Preis des diesjährigen SMMP Schulpreises für Engagement. Der ist mit 1000 Euro dotiert.
„Als kleines Kind hatten die Schwimmlehrer manchmal Angst um mich, weil ich so gerne tauchte. Sie fragten sich dann: Ist was passiert? Aber ich kam immer wieder nach oben“, lacht die Schülerin, die auch gerne reitet und Klarinette lernt. Als Rettungsschwimmerin kann sie die Angst ihrer Lehrer inzwischen nachvollziehen, denn viele Kinder tun sich mit dem Schwimmen-Lernen schwer – und viel zu wenige haben dazu eine Gelegenheit. „Als Kursleiterin erlebe ich mit den Kindern inzwischen selbst spannende Augenblicke: Die einen wollen mich nach ein paar Wochen im Becken schon überholen. Und andere bekommen noch Panik.“
Ihre Adoptiveltern unterstützen daher gemeinsam mit ihrer Tochter das Anliegen der Schwimmschule Baunatal e.V., das einzig verbliebene Sporthallenbad in ihrem Wohnort zu erhalten. „Das sollte schon geschlossen werden. Dieses Vorhaben wurde dann zunächst um zwei Jahre aufgeschoben“, erläutert Dr. Wolfram Misselwitz.
Wichtiges Argument für das Schwimmbad
Erst vor wenigen Tagen verhandelte der Verein sehr erfolgreich mit der Kommune – und jetzt wird das Schwimmbad sogar ausgebaut. „Der Schulpreis für Destaneshs Angebote war dabei ein gutes Argument“, freut sich der Kieferorthopäde. Er behandelt selbst viele Jugendliche und weiß, dass viele von ihnen nicht schwimmen können. Denn in vielen Orten gebe es keinen Schwimmunterricht und keine Schwimmbäder mehr. „Dabei kann Schwimmern überlebenswichtig sein. Viele sind im Wasser schon einmal in Not geraten und haben traumatische Situationen erlebt“, warnt Destanesh-Marias Mutter Dr. Fatima Barbara König.
Ihre Tochter bestätigt, dass der Wille vorhanden ist: „Unsere Angebote sind bekannt. Wir haben noch fast 1000 Interessierte auf der Warteliste.“ Ihren dritten Platz beim SMMP Schulpreis für Engagement versteht sie daher auch als Anerkennung der wichtigen Arbeit in ihrem Verein.
Generaloberin Schwester Maria Thoma Dikow, die der Schülerin in ihrer Eigenschaft als Vorsitzende der Bergkloster Stiftung SMMP in der Engelsburg den Preis überreichte, beeindruckt dieser Einsatz: „Deine Bewerbung hat nicht nur gezeigt, wie sehr Du Dich selbst für das Schwimmen begeisterst, sondern auch, wie Du andere daran teilhaben lassen willst. Dazu hast Du Dir kluge Gedanken gemacht.“
Klares Konzept
Für ihre Kurse hat die Schülerin ein klares Konzept. „Sie dauern etwa acht Wochen. Wir beginnen erst einmal mit Trockenübungen. Dann gehen die Kinder mit einem Schwimmbrett ins Wasser. Zudem tragen sie einen Gürtel mit Klötzchen, die ihnen Auftrieb geben. Und von denen werden dann im Laufe der Zeit immer mehr abgenommen. So können die meisten in der fünften oder sechsten Woche frei schwimmen.“ Sie weiß, dass nicht wenige dafür große Ängste überwinden müssen. Insofern gebe der Schwimmerfolg den Kindern auch neues Selbstvertrauen.
Dr. Wolfram Misselwitz und Dr. Fatima Barbara König sind dankbar dafür, dass der Einrichtungsverbund der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel diesen ehrenamtlichen Einsatz mit dem Schulpreis würdigt: „Als unsere Tochter mit dem Flyer zu dem Preis nach Hause kam, haben wir sie ermutigt, sich zu bewerben. Und es ist großartig, dass sie Erfolg damit hat. Diese Schwimmkurse sind ihre Leidenschaft. Sie kann einfach toll mit Kindern umgehen.“
Anderen Schülern davon erzählen
Auch Schulleiter Thorsten Prinz freut sich, zwischen den vielen Prüfungsterminen und Corona-Maßnahmen wieder einmal einen schönen Moment in Form dieser Preisverleihung an seiner Schule mitzuerleben. Und er rät Destanesh-Maria: „Sei nicht nur glücklich darüber. Sondern erzähle es weiter. Denn hier gibt es noch viel mehr Schülerinnen und Schüler, die sich gesellschaftlich engagieren. Auch sie sollen ermutigt werden, sich beim nächsten Mal zu bewerben.“
Das gelingende Miteinander und der soziale Einsatz füreinander sind auch im Schulleitbild der Engelsburg fest verankert. Bereits bei der ersten Auslobung des Schulpreises im vergangenen Jahr war das Kasseler Gymnasium mit einem ersten und einem dritten Platz sehr erfolgreich bei diesem Wettbewerb vertreten.
Stolz wird die 14-Jährige sicher auch ihrer Patentante aus Äthiopien darüber berichten. Sie kommt regelmäßig nach Deutschland, und über sie hält Destanesh-Maria noch Kontakt zu ihrer alten Heimat. Ihre Eltern leben nicht mehr. Ihre Mutter musste sie als Kleinkind – selbst schwer krank – einem Kloster übergeben. Von dort aus entstand über eine Hilfsorganisation der Kontakt zu den Adoptiveltern, die selbst eine Zeit in Äthiopien verbracht haben, bevor sie die damals Dreijährige mit nach Deutschland nahmen. Ihre Mutter erinnert sich noch ganz genau, wie fasziniert der Blick ihrer Tochter war, als sie das erste Mal einen Wasserhahn aufdrehte: „Dieses Element hat sie seitdem immer begeistert. Und diese Begeisterung gibt sie jetzt weiter.“