Non scholae sed vitae discimus.
„Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir.“ – Was kann man also für das Leben lernen, wenn man Latein an der Engelsburg lernt? Nicht nur, dass die Grundlagen unserer Rechtsprechung, unseres politischen Systems, der Demokratie, der Architektur, der Philosophie, Literatur, Kunst etc. in der Antike gelegt wurden und uns mittels der lateinischen Sprache überliefert wurden und damit die Grundlage unserer und die der gesamten europäischen Kultur bildet, nein, auch heute noch ist die lateinische Sprache und die mit ihr vermittelte Kultur für uns in Europa bedeutsam.
Sie bildet gleichsam die Basis, auf der wir mit unseren europäischen Nachbarn eine Verständigung erreichen wollen. Sie gibt uns auch die Möglichkeit, unsere Probleme und Gedanken im Spiegel der Literatur – und damit der Gedanken – der Menschen, die vor vielen hundert Jahren lebten, zu betrachten, zu reflektieren und in der historischen Kommunikation Anregungen zu neuen möglichen Gedankengängen zuzulassen, um dadurch auch zu Lösungen aktueller Probleme zu gelangen. Sich auf diesen Prozess einzulassen, ist ein wichtiger Teil des Lateinunterrichts. Dies geschieht v.a. durch die Art des Lesens, das sog. mikroskopische Lesen, bei dem dem einzelnen Wort, jedem einzelnen Gedanken besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden muss. Schließlich ist Latein eine „Reflexionssprache“, bei der es darauf ankommt, auf der Suche nach einer passenden Übertragung in die Muttersprache, verschiedene Ausdrucksmöglichkeiten zu bedenken und sich dann für die passende zu entscheiden, so dass auf diese Weise die Grammatik und Ausdrucksfähigkeit im Deutschen speziell geschult werden.
An der Engelsburg kann man Latein als zweite oder dritte Fremdsprache wählen und in beiden Fällen als Abschluss das an vielen Universitäten und diversen Studiengänge als Voraussetzung für den Master-Abschluss verlangte Latinum erwerben – entweder nach der Einführungsphase (für die zweite Fremdsprache) oder zum Abitur (wenn Latein als dritte Fremdsprache gewählt wurde).
Wir arbeiten mit dem Lehrbuch „Intra“, das eine Vielzahl an individuellen Differenzierungsmöglichkeiten bietet – je nach dem Kenntnisstand und den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler. Diesen wird auch besonders im Rahmen der Intensivierungsstunden zu Beginn der Spracherwerbsphase in der Klasse 6 Rechnung getragen. Die Themen orientieren sich an den Interessen der Schüler: während im ersten Lehrjahr Themen aus dem römischen Alltag im Vordergrund stehen (z.B. Schule im alten Rom, Freizeitbeschäftigungen in der Antike, Wohnen und Essen während der Römerzeit etc.), steht im zweiten Lernjahr v.a. die Auseinandersetzung mit mythologischen Themen im Vordergrund, bevor es dann im dritten Lernjahr um die römische Geschichte geht. Im letzten Lernjahr werden – vorbereitend auf die Lektüre im letzten Halbjahr der Mittelstufe und der Oberstufe – kulturelle Errungenschaften der Römer für das heutige Europa in den Blick genommen. Dabei geht es neben dem Erwerb von Sachkenntnissen aus der Antike und der Übersetzungsfähigkeit lateinischer Texte um die Schulung der Ausdrucksweise im Deutschen und den Ausbau der Fähigkeit, Fremdwörter der deutschen Sprache aus dem Lateinischen abzuleiten und in Texten des Alltags wiederzuerkennen und sicher selbst anzuwenden.
Um die Schülerinnen und Schüler beim Erwerb der Sprache zu unterstützen, bietet die Engelsburg v.a. im Nachmittagsbereich vielfältige Möglichkeiten. So können die Lernenden z.B. bei Bedarf in Stützkursen Hilfe bekommen, ihre Defizite auszugleichen, oder auch bei besonderem Interesse in Werkstätten im Rahmen der Begabtenförderung tiefer in die lateinische Sprache und Kultur einsteigen und z.B. auch in kreativer Weise sich mit dieser auseinandersetzen. Die Möglichkeit dazu gibt es auch im Rahmen der Latein-AG, in der sich die Lernenden u.a. in Gruppen oder individuell auf den Bundeswettbewerb für Fremdsprachen vorbereiten können.
Besonders beliebt sind auch die alle zwei Jahre stattfindenden Fahrten nach Rom, die Stadt, in der man den römischen Geist von einst und jetzt atmen und damit auch Motivation für den Unterricht tanken kann.